Beaujolais

 

Ein langes Tief liegt wohl (?) hinter dem roten Beaujolais. Rausgeholfen hat vermutlich ausgerechnet ein Weißwein.

 

Das Beaujolais war immer bekannt für seine großen Mengen Wein - frisch, fruchtig, unkompliziert - der Karaffenwein der Bistros in Paris und Lyon. Lediglich fur die 10 Crus, die Weine aus dem nördlichen Beaujolais, gab es einen höheren Anspruch. Das Gebimmel mit dem Beaujolais Nouveau lief einige Jahre sehr gut, dann gab es Konkurrenz aus anderen Gebieten, die Primeur herstellten. Als der Primeur-Rausch vorbei war, kam der unvermeidliche Kater. Der Ruf war versaut, die Qualität der Weine war vernachlässigt worden und die Weine wurden wie sauer Bier angeboten.

 

In ihrer Not besannen sich einige Winzer darauf, auf den kalkhaltigen Böden, die zwischen den Granitböden lagen, Weißwein anzupflanzen. Keine dumme Idee, weil nur wenige km weiter nördlich im Maconnais gedeiht die Chardonnay Traube sehr gut (Pouilly-Fuissé). Und nun gibt es seit einigen Jahren weißen Beaujolais und Beaujolais-Villages, der ganz hervorragend ist. Nicht so wuchtig wie die Weine weiter nördlich, aber mit sehr schönen floralen Aromen und einer einer guten Portion Mineralität. Und hier kann die Nachfrage in ertragschwächeren Jahren wie 2012 nicht befriedigt

werden.


Deshalb werden in den nächsten Jahren weitere Neuanpflanzungen in den Ertrag gehen. Aber unabhängig davon verschaffte dieser neue Boom den Winzern die Luft auch über ihre roten Beaujolais nachzudenken. Und der Wettergott war ihnen gnädig: 2009, 2010 und 2011 waren sehr gute bis große Jahrgänge, auch für den roten Beaujolais. Zusammen mit den zwischenzeitlichen qualitätsverbessernden Maßnahmen, entstanden hier sehr gute Weine. Dies natürlich in vor allem bei Winzern, die immer sorgfältig gearbeitet und zu Unrecht die Auswirkungen des schlechten Images zu spüren bekommen hatten. Seit dem Ausnahmejahrgang 2015 gibt es eigentlich keinen Grund keinen Beaujolais zu trinken. Nicht mehr nur einzelne Weingüter machen sehr gute Weine.


Und noch etwas führte dazu, dass auch die roten Weine des Beaujolais wieder die Beachtung finden, die sie verdienen. Lange Zeit wurden von den Verbrauchern, kräftige, tieffarbene, häufig alkoholstarke Weine bevorzugt. Inzwischen findet hier eine gewisse Korrektur statt: Auch die frischen, fruchtigen Weine haben ihren Platz. Wir reden ja nicht von "light", sondern von Rotweinen, die anders eingesetzt werden können und z.B. auch zu leichten Gerichten mit hellem Fleisch passen. Und so kommt es, dass die Nachfrage nach diesen Weinen wieder zunimmt.  


Die Weine des Jahrgangs 2015 gehören sicher zu den besten Weinen, die ich bisher probiert habe. Nicht so mächtig wie die Weine aus dem Jahrgang 2009, vereinen sie alle positiven Geschmackselemente eines guten Beaujolais. Die Weinzeitschrift "Beaujolais" überschlägt sich und gibt vielen Weinen 18/20 Punkte und mehr.

 

Und man kann diese Geschichte fortschreiben: 2016 und 2017 waren gute bis sehr gute Jahrgänge, auch wenn Hagelstürme viel Schaden angerichtet haben. Der Jahrgang 2018 überflügelt wohl den Ausnahmejahrgang 2015. Auch hier erhalten die Spitzenweine wieder die Höchstpunktzahl von 19 -20 Punkte (heißt im amerikanischen System 95 -100). Und diese Weine sind in der Tat ganz ausgezeichnet und bei den Crus durchaus auch für eine längere Lagerung geeignet. Vielleicht probieren Sie doch einmal einen Coq au Vin in Beaujolais geschmort zusammen mit einem guten Cru? Beispielsweise die vollen Weine vom Château Thivin von der Côte de Brouilly oder einen duftigen Fleurie von der Domaine des Nugues.

 

 


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